Brief an den Kultusminister

Antwort Kultusminister

In der gemeinsamen Sitzung des Kreisvorstandes/Kreistagsfraktion der FREIEN WÄHLER Amberg-Sulzbach am 31.03.2022 wurde über das Pilotprojekt an der Wirtschaftsschule in Amberg beraten. Aufgrund der Brisanz im Hinblick der Planungssicherheit der Mittelschulen, entschied man sich einen Brief an den Kultusminister Prof. Dr. Michael Piazolo zu verfassen. Ebenfalls wurde durch den Kreisvorsitzenden Hans Martin Grötsch, der zugleich stv. Landesvorsitzender der FREIEN WÄHLER Bayern ist, das persönliche Gespräch zu dieser Thematik mit dem Kultusminister gesucht.

Sehr geehrter Herr Staatsminister, lieber Michael,
in diesen Tagen steht die Eröffnung einer 5. und 6. Klasse an der Wirtschaftsschule der kreisfreien Stadt Amberg im Raum. Diese geplante Eröffnung wird mit großer Sicherheit einschneidende negative Konsequenzen für alle Mittelschulen im umliegenden Landkreis Amberg-Sulzbach und der Stadt Amberg nach sich ziehen.
Die Erfahrung der letzten Jahre zeigt, dass sich viele Schüler der Mittelschule gern in Richtung Wirtschaftsschule umorientieren, da diese aus uns unerklärlichen Gründen einen besseren Ruf hat.
Das führt schon jetzt häufig zu Klassenzusammenlegungen, Klassenschließung und sogar Schulschließungen an Mittelschulen. Bisher konnte aber eine Massenflucht von den Mittelschulen an die Wirtschaftsschule durch Zugangsbeschränkungen und einem möglichen Einstieg erst ab der 7. Klasse verhindert werden.
Da diese neuen 5. und 6. Klassen an der Wirtschaftsschule Amberg aber zulassungsfrei angelegt werden sollen, besteht große Gefahr, dass viele Mittelschüler die Chance ergreifen und aus dem Landkreis Amberg-Sulzbach in die Stadt Amberg abwandern.
Diese Eröffnung einer 5. und 6. Jahrgangsstufe OHNE Zugangsbeschränkungen wäre damit der Todesstoß für viele ländlichen Mittelschulen sowohl im Landkreis Amberg-Sulzbach (v.a. MS Ursensollen, MS Freudenberg, MS Ensdorf, MS Hahnbach, MS Hirschau, MS Schnaittenbach, MS Vilseck und Krötensee-MS Sulzbach-Rosenberg) als auch in der Stadt Amberg (v.a. Luitpold-MS und MS Dreifaltigkeit).
Viele Investitionen der letzten Jahre, die die Sachaufwandsträger in die Schulgebäude und die digitale Ausrüstung ihrer Heimatmittelschulen getätigt haben, wären damit verloren, wenn Schüler abwandern und folglich Klassen oder sogar ganze Schulstandorte geschlossen werden müssen. Da vor allem kleine Mittelschulen um jeden Schüler kämpfen müssen und Klassen auf Grundlage des anzulegenden Klassenteilers meist nur knapp gehalten werden können, ist das kein realitätsfernes Szenario.
Auch das Konzept der "wohnortnahen Schule" wäre damit nicht mehr haltbar.
Ich bitte daher, die geplante Maßnahme an der Wirtschaftsschule Amberg aus den von uns genannten Gründen neu zu bewerten!

Herzlichst

Hans Martin Grötsch
Kreisvorsitzender FREIE WÄHLER Amberg-Sulzbach
Stellvertretender Landesvorsitzender FREIE WÄHLER Bayern

Am 04.05.2022 erhielten wir dann das Antwortschreiben vom Kultusministerium aus dem wir entnehmen, dass unsere Mittelschulen im Landkreis Amberg-Sulzbach und der Stadt Amberg eine Sicherheit in der Planung haben werden. Die entstandenen Irritationen bei den Rektoren und Sachaufwandsträgern können zu dieser Thematik ausgeräumt werden.
Kreisvorsitzender der FREIEN WÄHLER Amberg Sulzbach Hans Martin Grötsch führt dazu aus, "Die Rückläufer aus vielen Kommunen haben uns im Kreisvorstand sehr beunruhigt, da viele Sachaufwandsträger in den vergangenen Jahren sehr viel Geld in die Infrastruktur investiert haben". Grötsch zeigt sich abschließend erleichtert und dankbar,"Mit dem stv. Kreisvorsitzenden Stefan Kroher, der im Kreisvorstand die Bildungsthematik bearbeitet, konnte umgehend ein Brief mit Argumenten ausgearbeitet werden. Dieses sachliche Vorgehen haben wir beim Besuch des Kultusministers im Landkreis Amberg-Sulzbach (Oktober 2021) vereinbart, der Kultusminister hat wiederholt sein Wort gehalten, dass ihm die Belange des ländlichen Raums wichtig sind und daher bin ich froh, dass nun für alle Beteiligten Klarheit zu dieser Thematik einkehren kann."

 

Pilotprojekt der Stadt Amberg: Wirtschaftsschule ab der 5. Jahrgangsstufe

Sehr geehrter Herr Grötsch, lieber Hans,
vielen Dank für Dein Schreiben vom 31. März 2022, indem Du die Einführung einer 5. Jahrgangsstufe an der Wirtschaftsschule Amberg kritisch bewertest und Dich dafür einsetzt, den Erhalt der örtlichen Mittelschule zu sichern.
Auch mir ist es ein großes Anliegen, dass Mittelschulstandorte nicht in ihrer Existenz gefährdet werden. Die Mittelschule ist eine tolle Schulart, die die Schülerinnen und Schüler in hervorragender Weise auf ihre berufliche
Zukunft vorbereitet. Gleichzeitig ist es mir wichtig, dass auch die Wirtschaftsschule als Schulart gestärkt wird. Wir haben hierfür die Wirtschaftsschule inhaltlich weiterentwickelt und die Einrichtung einer 6. Jahrgangsstufe ermöglicht.
Aufgrund des Urteils des Bayerischen Verwaltungsgerichtshofes vom 22. Dezember 2021 können private Schulträger auch eine 5. Jahrgangsstufe als genehmigte Ersatzschule führen.

An einer städtischen Wirtschaftsschule wie in Amberg ist dies nicht möglich.

Lieber Hans,
ich möchte Dir versichern, dass wir die Mittelschule sehr schätzen und fest
im Blick haben. Für Deinen Einsatz danke ich Dir von Herzen. Für ein Gespräch stehe ich Dir jederzeit gerne zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen

Prof. Dr. Michael Piazolo